BOHREN & DER CLUB OF GORE

„Horror-Jazz“ hin oder her, Bohren ist die muckende Jazz-Attitüde des „heute so, morgen so“ wesensfremd. So melancholisch Bohren auch klingen, die Haltung dahinter darf man durchaus als kämpferisch bezeichnen.

BOHREN & DER CLUB OF GORE

About

Etwas mehr als fünf Jahre nach „Piano Nights“ und etwas mehr als 11 Jahre nach „Dolores“ veröffentlichen Bohren & Der Club of Gore ihr nunmehr achtes Studioalbum. Es trägt den ambivalent-verführerischen Titel „Patchouli Blue“ und enthält 11 Tracks.

Der Opener des Albums „Patchouli Blue“ (VÖ 24. Januar 2020) „Total falsch“ ist ein geradezu idealer Auftakt und gewissermaßen das genaue Gegenteil dessen, was der Titel verspricht. Klassisch Bohren.

Je nach Temperament des Zuhörers braucht es vielleicht zweimal vier Töne oder vielleicht doch noch zweieinhalb Minuten, um zu signalisieren: Du befindest dich auf Bohren-Terrain, rechne ab jetzt mit allem! Aber schon der Einsatz der Orgel ist schlicht zum in die Knie gehen und das Saxophon lenkt die behutsam entwickelte Spannung in eine Landschaft, in der man eine Begegnung mit Jan Garbarek nicht mehr ausschließen mag. Es folgen immer weitere Überraschungen. Nicht zu rechnen ist zum Beispiel mit einem echten Hit wie „Deine Kusine“, der geradezu strahlt vor Lichtheit.

Oder, gleich darauf, „Vergessen und vorbei“, der mit Rhythmusmaschine und analogem Synthesizer, wie der Soundtrack zu dem John Carpenter-Film klingt, den der zu drehen vergessen hat. Oder diese präzise hindrapierte Melancholie von „Tief gesunken“. Fragt man die Band, dann hat „Patchouli Blue“ das Mischungsverhältnis: Vier Teile „Bohren klassisch“, drei Teile „Seltsam“ und vier Teile „Jazz-Schleicher“.

Als Bonus entwerfen die Titel in der Reihenfolge des sequencing auch noch den Schatten einer Geschichte, die man sich je nach Temperament selbst zusammenreimen kann. Toll auch, sich von den Titeln her das Album als eine Schlagerplatte vorzustellen. Die eine Hälfte „heile Welt“, die andere Hälfte „Abgrund“.

Das Eine ist nicht zu haben ohne das Andere. Und dazwischen dann der Titeltrack „Patchouli Blue“. Noch nie hatte Bohren einen Titeltrack! Und dieser weist zurück in die Indienläden der 1970er Jahre mit ihren schweren Düften. Wozu dann die ganzen Moog-Synthies ganz gut passen, die mal im Hintergrund, mal im Vordergrund sind. „Vergessen & vorbei“?
Pustekuchen! Man sieht: die 11 Klangskulpturen, die Bohren in harter und disziplinierter Arbeit gewissenhaft von jeder überflüssigen Schlacke befreit haben, bieten reichlich Stoff für akustische Entdeckungsfahrten.

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